Der Palast von Knossos
   
 

Die auf den ersten Blick verwirrend erscheinende antike Ausgrabungsstätte ist der größte und am besten erkundetste Palast aus minoischer Zeit. Er liegt etwa 5,5 km südöstlich von Iraklio, der Hauptstadt Kretas. Die vermuteten bis zu 1.300 Räume der Anlage waren auf 5 Stockwerke verteilt. Die Anlage selbst erstreckte sich einst über eine Fläche von 21.000 m². Die Wissenschaft ist sich bis heute nicht einig, ob es sich bei der Anlage von Knossos tatsächlich um einen Königspalast, den Palast des Minos oder um ein großes Heiligtum handelt. Dargestellt werden die Ausgrabungen als Palastanlage. Oftmals ist aber die große Phantasie der Vertreter der Palast-Theorie erkennbar. Viele Fakten scheinen auch die Theorie, daß es sich um ein Heiligtum handelte, nicht auszuschließen.

Dem Mythos nach stellt die verwinkelte und unübersichtliche Palastanlage das Labyrinth des Minotaurus dar, aus dem Theseus mit Hilfe des berühmten Ariadnefaden wieder herausfand, nachdem er den Minotaurus erlegt hatte. Diese Sage entstand vermutlich auf Grund der Tatsache, daß Menschenopfer bei den Minoern wohl tatsächlich stattfanden.

Blick vom Zentralhof
Richtung Osten

Das bekannteste Motiv von
Knossos, die roten Säulen

Die "Roten Säulen von
Knossos" sie machten
Knossos berühmt

"Träger mit Opfergaben"
Fresken in Korridoren
vor den Südpropyläen

Erste Erforschungen des Geländes von Knossos wurden 1878 von Minos Kalokairinos, einem Amateurarchäologen aus Iraklio vorgenommen. Doch die zu dieser Zeit noch herrschenden Türken hinderten ihn daran die Ausgrabungen weiterzuführen. Später setzte Heinrich Schliemann (1822-1890) und vor allem Arthur Evans (1851-1941), der über 40 Jahre in Knossos arbeitete, die Ausgrabungen fort. Evans, ein Vertreter der Palast-Theorie, ließ große Teile der Anlage nach seinen Vorstellungen mit Gips und Beton restaurieren. Diese Restaurierungen sind aber unter den Gelehrten sehr umstritten. Die Einen meinen Evans hatte wohl zu sehr den Buckingham Palast im Kopf, als er die Gemächer des Königs und der Königin, Toiletten und Schlafgemächer identifizieren zu können glaubte. Andere finden es dagegen gut die Möglichkeit zu haben den Palast so besichtigen zu können, wie er ausgesehen haben könnte. Als Besucher stellt sich einem die Anlage als minoischer Palast dar, der nach den Vorstellungen von Evans gestaltet und teilrestauriert worden ist. Was man davon hält bleibt jedem selbst überlassen.

Magazin mit Pithoi,
große Voratsbehälter
für Lebensmittel

Der vermutliche
Trohnsaal unterhalb
des Zentralhofes

teilrestaurierte Palast-
anlagen, Werkstätten,
Magazine

Blick zu einem höher
gelegenen Geschoß
des Palastes

Knossos war schon im Neolithikum (Jungsteinzeit) zahlreich besiedelt. Dies schließt man aus einer 6 m starken Schicht aus Wohnschutt, welche unter den minoischen Ruinen gefunden wurde. Schätzungsweise 10.000 Menschen sollen vor 3.500 Jahren hier gelebt haben. Ein erster Palast wurde etwa 2.000 v.Chr. auf dem Plateau des Kefala-Hügels gleichzeitig mit den Palästen in Festos und Malia erbaut. Wahrscheinlich wurde er auch, wie die anderen Paläste, um 1.750 v.Chr. durch ein Erdbeben zerstört.
Um 1.700 v.Chr. errichteten die Minoer an gleicher Stelle einen größeren Palast. Man geht davon aus, daß bis etwa 1.500 v.Chr. in Knossos eine Dynastie oder ein König mit Namen Minos über die ganze Insel geherrscht hat. Zwischen 2.000 und 1.500 v.Chr. war Knossos somit Herrschafts-, Verwaltungs- und Kulturzentrum Kretas. Vermutlich ein Erdbeben in Zusammenhang mit der Explosion der Insel Santorin zerstörte den Palast von Knossos erneut. Die Ruinen blieben zwar noch einige Zeit bewohnt, aber das minoische Reich ging mit der Zeit unter. Unter der Herrschaft der Dorer zwischen dem 8. und 3. Jh. v.Chr. übernahm Knossos nochmals die Führungsrolle auf der Insel. In der Folgezeit verlor es dann an Bedeutung. Unter den Römern nahm Gortys den Führungsplatz ein, welches schon vorher mit Knossos im Krieg gelegen hatte.

 

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