Norwegen, Land der Fjorde und Trolle

Fjorde, Gletscher und eisige Kälte - das Bild von einer herben Schönheit im hohen Norden prägt die Klischeevorstellungen Norwegens. Doch der Süden des Landes ist anders, nicht gar so "nordisch". Vor allem die Skagerrakküste gibt sich für nordeuropäische Gefilde ausgesprochen südländisch. Die malerischen, weißen Städtchen mit den bunten, im Hafen schaukelnden Booten und das ungewöhnlich milde Klima mit den sonnigen Sommern machen die Region zu einem Urlaubs- und Erholungsland im klassischen Sinn. Wer es dennoch kennenlernen will, das "wilde" Norwegen, der braucht nicht weit zu fahren. Schon wenige Kilometer von der Küste entfernt wartet es mit urwüchsigen Wäldern, wildromantischen Tälern und schneebedeckten Bergen. Sogar um die Tundra zu erleben, braucht man nicht nach Lappland zu reisen. Und natürlich fehlen auch die spektakulären, von steilen Felswänden eingeschlossenen Fjorde nicht. Was wäre Norwegen ohne sie. Von Stavanger nordwärts zerfurchen sie die Westküste des Landes fast bis zur Unkenntlichkeit. Wo beginnt das Meer, was ist noch Fluß oder See?

Der wärmende Golfstrom aber bringt es hier im Süden mit sich, daß an den Ufern der großen Fjorde, vor allem der Hardangerfjord-Region, nicht Rentierflechten wachsen, sondern Obstbäume blühen. Die Fjorde bleiben auch im Winter eisfrei. Trotzdem gibt es, im Landesinnern, auch Eis. Die Gletscher, kalt, spröd, schimmernd, auch im nordischen Sommer keineswegs schwindend. Sie sind die Reste der Eiszeit, die vor etwa zwölftausend Jahren endete, und die für die Entstehung der Fjorde zuständig ist. Und auch die hohen Gebirge dürfen nicht unerwähnt bleiben. Jotunheimen gilt zurecht als Nordeuropas mächtigste, wildeste und ursprünglichste Gebirgslandschaft. Wir finden die höchsten Berge zwischen dem Ottadalen im Norden, dem Gudbrandsdalen im Osten, Valdres im Süden und Sogne im Westen. Es ist kein einheitlicher Gebirgsstock, sondern wird von einer Reihe von Tälern in einzelne Fjellrücken und Plateaus zerschnitten. Unterhalb der Gipfel haben an die sechzig Gletscher unterschiedlicher Größe ihre Eismassen deponiert.
Zweifellos ist der Sommer die beste Zeit des Jahres, Südnorwegen zu besuchen. Dann sind die Tage länger, die Sonne scheint wärmer und die Natur zeigt sich grün und blühend. Natürlich gibt es auch im Herbst schöne Anblicke, wenn das Wetter nicht gar so schlecht ist. Auch im Frühjahr ist, hauptsächlich für Wintersportler, eine gute Zeit.
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Mitternachtssonne und Polarnacht

Grund für das Phänomen der Mitternachtssonne ist eine leichte Schrägstellung der Erdachse. Zwischen Mai und Juli ist die Nordhalbkugel der Sonne zugewandt. Weil die Erde aber "schief in der Luft hängt", kann die Sonne über die Polkappen hinwegscheinen und die Gebiete nördlich des Polarkreises auch dann beleuchten, wenn auf der übrigen Nordhälfte Dunkelheit herrscht. Die Touristen sind davon begeistert, aber nur die wenigsten erleben das Gegenteil in den dunklen Wintertagen. Dann versinkt die Sonne für Monate hinter dem Horizont. Es herrschen große Unterschiede zwischen der Tageslänge im Winter und im Sommer. Am Nordkap geht vom 11. Mai bis 31. Juli die Sonne nicht unter. Das setzt sich für kürzere Zeiten bis zum Polarkreis fort. Südlich des Polarkreises versinkt die Sonne zwar im Hochsommer hinter dem Horizont. Doch auch in Oslo, Stockholm und Helsinki scheint sie immerhin noch 19 Stunden und die Abenddämmerung geht beinahe nahtlos ins Morgenrot über.

Die Bewohner von Hammerfest, im hohen Norden, bekommen zwischen Ende November und Ende Januar keinen Sonnenstrahl zu sehen. Deswegen war es sicherlich auch die erste Stadt die sich elektrische Straßenbeleuchtung leistete. Neben dem fahlem Licht der Straßenfunzeln erleuchtet im Winter nur noch die Reflexion des Mondes auf dem Schnee die Landschaft und der Schein der Polarlichter, die wie grünlichblaue Irrwische über dem Horizont tanzen. Polarlichter werden durch Teilchen, die von der Sonne ausgehen, verursacht. Diese sind elektrisch geladen und können nur in der Nähe der magnetischen Pole in die Erdatmosphäre eindringen. Dort regen sie dann einzelne Atome zum Leuchten an. Die wenigen Touristen, die die Polarnacht erleben, schwärmen davon. Für die Bewohner ist dagegen die Polarnacht, so man der Statistik glauben darf, eine ziemlich harte Zeit. Der Alkoholkonsum und die Zahl der Selbstmorde steigen nachweisbar an.
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