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Kreta, geographische Kurzvorstellung

Die größte griechische Insel, Kreta, hat eine Fläche von 8.335 km² und liegt etwa zwischen 35° und 35,7° nördlicher Breite sowie 23,5° bis 26,5° östlicher Länge im Zentrum des östlichen Mittelmeerbeckens. Der Süden der Insel auf dem 35. Breitengrad liegt auf der selben nördlichen Breite wie z.B. der Norden von Tunesien, Algerien und Marokko und bildet so den südlichsten Punkt Europas. Kreta ist ca. 260 km lang, zwischen 14 bis 60 km breit und trennt die Ägäis vom Lybischen Meer. Die Insel liegt sozusagen im "Drei Kontinenten Eck". Die Entfernung zum europäischen Festland beträgt etwa 100 km. Asien ist ca. 180 km entfernt und Afrika etwa 270 km.

Quelle: private Kreta Seite
Das Bergmassiv Kretas gilt als Verbindung zwischen den gebirgen Europas und Asiens. Vier große Gebirgszüge zerteilen Kreta in viele kleine Regionen. Von Westen nach Osten sind dies die Lefká Ori (die weißen Berge), das Ida Gebirge mit dem Psiloritis als höchstem Gipfel der Insel (2.456 m), das Dikti Gebirge mit der Lassithi Hochebene und ganz im Osten der Aféndis Kavoússi, das kleinste der großen Gebirge. Die Nord- und Südküste Kretas unterscheiden sich erheblich. Im Norden fallen die Gebirgszüge sanft zum Meer hin ab und laufen in Sand- oder Kieselstränden aus, während der Süden überwiegend Steilküsten mit kleinen sandigen Buchten aufweist. Daher liegen die großen Städte emist im Norden der Insel.
Die Lage und Bodengestalt Kretas ergeben ein Mittelmeerklima, welches zu den mildesten Europas zählt. Kreta ist die einzigste griechische Insel, die mindestens 300 Sonnentage im Jahr aufweist. Regen fällt im Sommer so gut wie nie. Die Durchschnittstemperaturen liegen im Sommer etwa zwichen 27°C und 29°C und nachts bei ca. 21°C bis 23°C. Gelegentlich weht aber der Schirokko, der heiße Wüstenwind der Sahara über die Insel, dann herrscht nur noch Hitze.

Griechische Mythologie und Kreta

Die bedeutende griechische Mythologie beginnt auf Kreta. In einer Höhle im Dikti Gebirge wird der König der Götter und der Menschen, Zeus, geboren. Der Mythos erzählt, daß Rhea mit Hilfe von Uranos und Gaia den neugeborenen Zeus in der Idäischen Grotte versteckte um ihn vor seinem Vater Kronos zu schützen, der alle seine Kinder verschlang, weil er glaubte, daß eines von ihnen ihm die Macht rauben würde. Als Zeus herangewachsen war, besiegte er seinen Vater und wurde zum Herrscher über die Welt, die er mit den anderen 11 Göttern regierte.

In Phönikien, einem Landstrich in Kleinasien, sieht Zeus die Prinzessin Europa. In Gestalt eines weißen Stiers überredet er sie sich auf ihn zu setzen. Kaum war das geschehen, rast det Stier davon, stürzt sich ins Meer und schwimmt nach Kreta. An der Südküste, bei Matala, gehen sie an Land. Unter einer Platane bei der nahegelegenen Siedlung Gortys zeugen beide drei Söhne: Sarpedon, den späteren König von Lykien, Rhadamanthys, den Richter der Toten und Minos, den Herrscher von Knossos. Letzterer vertrieb seine Brüder von Kreta und war somit Alleinherrscher auf der Insel.
Als Zeichen seiner Macht und göttlichen Billigung fordert Minos von seinem Onkel, dem Meeresgott Poseidon, ein Wunderzeichen. Dieser sendete ihm einen weißen Stier, welchen Minos zu Ehren Poseidons opfern sollte. Minos opferte aber einen anderen Stier und behielt das Wundertier. Der wütende Poseidon rächte sich daraufhin. Minos Frau Pasiphae bringt ein Kind zur Welt, einen Menschen mit riesigem Stierkopf. Dieses Untier wird Minotaurus genannt und in ein von dem Künstler und Erfinder Daedalos erbautes Labyrinth gesperrt.

Als Androgeos, ein Sohn des Minos, in Athen getötet wird, müssen die Griechen als Tribut jedes Jahr sieben junge Männer und sieben junge Mädchen nach Kreta schicken, die dem Minotaurus zum Fraß vorgeworfen werden. Jahre später macht sich der attische Krieger Theseus nach Kreta auf, um das Ungeheuer zu töten. Ariadne, die Tochter des Minos, hilft ihm, indem sie Theseus ein Wollknäuel gibt, daß er im Labyrinth abspult. Mit Hilfe Ariadnes Fadens findet Theseus nach seinem Sieg über den Minotaurus wieder aus dem Labyrinth heraus.

Manche Einzelheiten des Mythos wurden durch Ausgrabungen bestätigt. Daß ein König Minos gelebt hat, ist wahrscheinlich. Mit viel Phantasie hat man sich vielleicht die Geschichte des Minotaurus ausgedacht, um darzustellen, wie hart die Herrschaft des Königs war. Heute glaubt man auch, daß das angesprochene Labyrinth vielleicht der sagenumwobene Palast von Knossos war, der in seinem verschachtelten Aufbau einem Labyrinth durchaus ähnelte.

Die Geschichte Kretas

Die Geschichte Kretas läßt sich bis ins 5. bis 6. Jahrtausend v.Chr. zurückverfolgen. Funde aus dieser Zeitperiode lassen auf eine Besiedelung Kretas durch Einwanderer aus Kleinasien schließen. In den wenigen Siedlungsgebieten jener Zeit (Knossos, Festos, Malia) sind unter minoischen Trümmern relativ viele Überreste aus neolithischer Zeit gefunden worden. Die Zeit zwischen 2.600 bis 2.000 v.Chr. (Kupfer- und Bronzezeit) wird als "Vorpalastzeit" bezeichnet, die den Anfang der minoischen Epoche darstellt. In dieser Zeit wurden u. a. Fortschritte in der Metallverarbeitung und im Kunsthandwerk gemacht. Zeitgleich entwickelte sich der Handel bis in den östlichen Mittelmeerraum.

Um 2.000 bis 1.750 v.Chr. kam es in der "Alten Palastzeit" zum ersten Höhepunkt der minoischen Geschichte. Aus Großsippen entwickelten sich autonome Fürsten oder Könige und es entstanden erste Paläste in Knossos, Festos, Malia und Kato Zakros, deren Zweck bis heute umstritten ist. Entweder handelte es sich um riesige Palastanlagen oder um Heiligtümer. Die Anlagen hatten einen hohen Standart und waren damals einzigartig in Europa. Aus der "Alten Palastzeit" stammen auch Funde der wohl ersten europäischen Schrift, der Linear-A Schrift, die bisher nicht entschlüsselt werden konnte. In dieser ersten europäischen Hochkultur bildete sich erstmals ein Gesellschaftssystem mit einer herrschenden Klasse und Königen heraus. Politik, Wirtschaft und Religion hatten einen hohen Stellenwert. Um 1.750 v.Chr. erlebte diese Epoche mit der Zerstörung der Paläste (vermutlich durch ein Erdbeben) ein jähes Ende. Doch fast nahtlos wurden neue, größere und prachtvollere Paläste gebaut. Die "Nachpalastzeit" begann und dauerte bis ca. 1.100 v.Chr. Sie wird als das "goldene Zeitalter" beschrieben, da nichts auf Unruhen oder Kriege hindeutet. Es gab scheinbar keine Befestigungsanlagen. In dieser eigentlichen "minoischen" Epoche blühten Handwerk, Kunst und Handelsbeziehungen zu anderen Völkern weiter auf. Es wurde auch eine weiterentwickelte Schrift, die Linear-B Schrift, gefunden.

Um 1.450 v.Chr. wurden alle Städte Kretas zerstört. Man vermutet, daß entweder eine, auf Grund eines Vulkanausbruches auf der Insel Santorin, nördlich von Kreta entstandene Flutwelle oder ein Erdbeben die Ursache waren. Der Wiederaufbau erfolgte nur nach und nach. Die minoische Hochkultur ging verloren. Die Phönizier übernahmen die Vormachtstellung im Seehandel. Aber etwa 1.375 v.Chr. wird Kreta mykenische Kolonie, d.h. die Insel kam unter die Führung des griechischen Festlandes. Dies bedeutete den Untergang der ehemals bedeutenden minoischen Welt

Um 1.100 v.Chr. eroberten die nordgriechischen Dorer die Insel. Sie führten ein spartanisches Gesellschaftssystem ein, in dem sie die herrschende Kaste bildeten. Die Dorer führten aber auch Wirtschaft und Handel zu neuer Blüte und gründeten autonome Stadtstaaten. Erstmals gab es auf Kreta eine Verfassung und Gesetzgebung (Steintafeln in Gortys). Aber trotz des Aufschwungs wurde Kreta bedeutungslos. Kleinkriege der Stadtstaaten machten bis zum 4. Jh. v.Chr. alles Erreichte wieder zunichte. Bündnisse mit Außenstehenden zogen diese in die Streitigkeiten hinein. Daraufhin wurde Kreta von verschiedenen griechischen Völkern beherrscht.

Im Jahre 67 v.Chr. fiel Kreta nach großem Widerstand den Römern unter Führung von C. Metellus in die Hände. Gortys wurde zur prächtigen Hauptstadt der neuen römischen Provinz ausgebaut. Die Römer brachten neue Impulse zum Vorteil für Kreta mit und förderten die Wirtschaft. 59 v.Chr. kam Apostel Paulus als römischer Gefangener auf die Insel. Auf seinen Geheiß sollte sein Jünger Titus Kreta christianisieren. So wurde Titus der erste Bischof Kretas und gründete die erste christliche Gemeinde. Unter den Römern gab es seit langem wieder eine friedliche Zeit. Nach der Teilung des römischen Reiches im Jahre 395 fiel Kreta bis 823 an Ostrom. Die Byzantiner förderten das Christentum enorm. Die Kirche entfaltete sich immer mehr und löste sich 731 endgültig vom päpstlichen Rom und wendete sich der orthodoxen Ostkirche zu.

823 eroberten die Sarazenen unter Abu Hafas Omar die Insel von der Messará Ebene her. Aus ihrem Fort "Rabd el Chandak" wurde später Candia und dann Iraklio. Die Sarazenen selbst spielten Piraten und machten das Mittelmeer unsicher. Unter dem Feldheeren Nikofóros Fokas eroberten die Oströmer 961 Kreta unter großen Verlusten zurück. Diese zweite byzantinische Epoche dauerte drei Jahrhunderte. Der Handel blühte erneut auf. Zwölf angesiedelte Adelsfamilien bildeten den Grundstock einer neuen Feudalgesellschaft. Als Fokas 963 Kaiser von Byzanz wurde, gründete er auf Kreta einen wichtigen Stützpunkt des byzantinischen Reiches.

Ende des 13. Jh., nach dem 4. Kreuzzug, teilte sich das byzantinische Reich und Kreta fiel als "Beute" an den Markgrafen Bonifatius von Montserrat. Der Genuese tauschte die Insel mit den Venezianern gegen Saloniki ein. Nach 4 Jahren Gegenwehr wurde Kreta ab 1297 als wichtiger venezianischer Handelsstützpunkt ausgebaut und mit Kastellen befestigt. Bis Ende des 13. Jh. kam es immer wieder zu Unruhen. Die kretischen Großgrundbesitzer verteidigten ihren Besitz und die Kreter wehrten sich gegen hohe Steuern und Auflagen. Erst nach dem Einlenken der Venezianer in einem Vertrag von 1299, in dem die älteren Rechte der kretischen Einwohner respektiert wurden, legten sich die Unruhen. Wirtschaft und Wissenschaft entwickelten sich sprunghaft. Es kam zu einem riesigen Aufschwung. Candia entwickelte sich mit seiner gegründeten Universität zum politischen und geistigen Zentrum, sowie zum Hauptanziehungspunkt für Künstler und Gelehrte im Mittelmeerraum. Erst Ende des 16. Jh. wurde das Lebenssystem für Venedig zu teuer, da es schlecht anpassungsfähig war.

Das venezianische Kreta

 

Quelle: West-Crete

Am 24. Juni 1645 landeten 400 türkische Schiffe vor Kloster Gornia und eroberten schnell Westkreta. Nach ca. 3 Jahren hatten die Türken fast ganz Kreta erobert und begannen eine dreijährige Belagerung von Candia. 250 Jahre lang litt Kreta unter der türkischen Besetzung und rücksichtslosen Ausbeutung. Es kam immer wieder zu Aufständen. Mit Unterstützung der europäischen Großmächte wie England, Frankreich und Rußland gelang es im Zuge der gesamten griechischen Befreiungskriege Kreta von den Türken zu befreien. Im "Londoner Protokoll" beschlossen 1830 die Großmächte, daß Kreta unter türkicher Oberherrschaft bleiben sollte. Nach 10jähriger Abtretung der Insel an Ägypten stellte die Türkei 1840 erneut Ansprüche. Kreta wurde wieder ausgebeutet. Es kam vermehrt zu Aufständen (z.B. 1866 Kloster Arkadi). Unter stärker werdendem Druck der Großmächte mußten sich die Türken immer mehr zurückziehen und verließen am 23. Oktober 1898 endgültig die Insel.

Kreta erhielt unter dem Protektorat der Großmächte die Unabhängigkeit. Doch der 1. Hochkommisar Prinz Georg von Griechenland wurde 1906 von den Kretern unter Führung von Elevthérios Venisélos verjagt. 1908 vereinigte sich Kreta mit dem griechischen Königreich. Erst am 30. Mai 1913 willigte die Türkei im "Londoner Frieden" endgültig in die Abtretung Kretas ein. Venisélos war inzwischen griechischer Ministerpräsident geworden.

Der erste Weltkrieg ging an Kreta unbemerkt vorbei. Am 20. Mai 1941 begann im zweiten Weltkrieg die deutsche Invasion an der Nordküste. Schon am 30. Mai 1941 war die Schlacht um Kreta entschieden und die Alliierten mußten flüchten. Der Wiederaufbau nach dem Krieg wurde durch den griechischen Bürgerkrieg 1946 bis 1949 erschwert.

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